Martin Mannig

TOKYO · hardcore wonderland

2012

100 Seiten | 25 × 19,5 cm

Offsetdruck, Klebebindung

ISBN: 978-3-943016-94-9


500 Expl., Vorzugsausgabe: 50 Expl. mit Originalgrafik: "Tokyo", 2012, Algrafie – 3 Farben,
24,5 × 18 cm, Aufl. 50

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Martin Mannig reiste Anfang Mai 2011, kurz nach der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe nach Japan. Von Tokyo aus besuchte er verschiedene Regionen, unter anderem auch den zerstörten nördlichen Teil des Landes. Auf Einladung einer japanischen Sammlerin, die in ihrem Geburtsort Ōfunato ein Hilfsprojekt leitet, verbrachte der Künstler einige Tage in der Präfektur Iwate, dem Zentrum der verheerenden Zerstörung.

Während der Reise entstanden Zeichnungen, Fotos und Collagen. Diese Arbeiten bilden die Grundlage des Künstlerbuches »TOKYO · hardcore wonderland«.

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11/3/11: Ein Rumpeln, immer wieder, und danach Stille. Der Schnellzug zwischen Tokio und dem Airport sitzt fest. Alle auf freier Strecke aussteigen. Die Gegend ist mir völlig fremd. Hier bin ich noch nie gewesen, stelle ich fest und gehe los, ohne Karte, ohne Netz, Totalausfall. Erst Ahnungen, später konkrete Informationen von Leuten, die sich über ihr Smartphone schlau machen können. Nach fünf Stunden Laufen, zu Fuß – Verkehrsmittel fahren nicht, Staus auf allen Straßen – komme ich dort an, wo ich vorübergehend logiere. Sofort: Knopf drücken, Nachrichten sehen.

Erdbeben, Tsunami, Havarie des Atommeilers ersetzen das übliche Programm: Szenarien zur Katastrophe, ununterbrochen, Tag und Nacht. Diese wirkliche Welt ist entleert von den Heldenfiguren, die sonst alles für uns regeln und in jeder Situation zu Hilfe kommen – kein Goku (Dragon Ball), kein Ultraman erscheinen mehr zur Rettung aus der Not. Schaffen wir es, unsere Krise ohne Helden zu bewältigen? Mehr als ein Jahr nach dem Schock sind die Helden wieder da, aktiv im Alltag und auf den Bildschirmen. Aber können wir ihre schillernden Welten, naiv, pur, konstruiert, wie vorher noch lieben und verstehen?

Martin Mannig schneidet in seinen Zeichnungen, Montagen, Fotografien und zitierten Texten, jüngst unter dem Titel “Tokyo · hardcore wonderland” veröffentlicht, mehrere Ebenen der aktuellen Situation in Japan ineinander mit der Methode des Grotesken, deren analysierende Absurdität zum Lachen reizt, mir aber zugleich einen Stich versetzt, besonders weil der Künstler – anknüpfend an die großartige Tradition der Collage- und Montagetechniken in Deutschland, ich denke an die 1920er Jahre, an Hannah Höch oder George Grosz – eine schonungslose Ironie entwickelt hat und vorantreibt, deren treffende Schärfe wir in Japan so nicht kennen.

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Text: Naho Kawabe, Künstlerin (Hamburg).

Martin Mannig

1974 in Freiberg geboren

1999–2004 Studium an der HfBK Dresden

2004–2006 Meisterschüler bei Prof. Ralf Kerbach

2004 Caspar David Friedrich Preisträger

2011 Japan Aufenthalt

Lebt und arbeitet in Dresden

 

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